Gedankenaustausch zur Slow Living Conference 2014

Die Initiatoren Kati Drescher und Ragnar K. Willer stellen sich und die Slow Living Conference vor:

Welches Ziel verfolgt ihr mit der Slow Living Conference?

KD und RKW: Wir möchten für einen Tag Menschen zusammenbringen, die sich für die Themen Entschleunigung, Einfachheit und Nachhaltigkeit interessieren. Der gemeinsame Austausch, das gegenseitige Kennenlernen und die Fortführung der Diskussion über die Konferenz hinaus, liegen uns sehr am Herzen. Mit den ausgewählten Rednern wollen wir das Publikum inspirieren und aufzeigen, wie die Themen in ganz unterschiedlicher Weise sehr modern umgesetzt werden können – ob in Design, Mode, Human Resources oder Travel. Uns ist es wichtig, dass Unternehmen verstehen, dass Slow Living ein Zukunftsthema ist und dass man sich bereits heute intensiv damit auseinandersetzen sollte. Gäste, welche die Konferenz privat besuchen, hoffen wir mit unseren Inhalten aufzeigen zu können, wie ein weniger hochtouriger Konsum aussehen kann. Insgesamt wünschen wir uns, dass aus dem Trommeln – Slow Living und Mindfulness sind zur Zeit bereits in aller Munde – ein Gespräch wird.

Was suchen Konsumenten heute?

RKW: Ich beschäftige mich als Konsumsoziologe sehr intensiv mit der Frage, warum Menschen so leben und kaufen wie sie es tun. Zweifelsfrei gibt es auch in Deutschland viel Armut, jedoch sind viele Konsumenten nicht nur physisch, sondern auch psychisch übersättigt. Sie sehen in einem „Mehr“ nicht länger einen Sinn. Konsumenten wollen heute ihr Leben simplifizieren, denn Konsum wird zunehmend als Stress empfunden, Gegenstände werden zu Wartungsproblemen, Konsumgüter zu Gerümpel. Ich bin überzeugt, dass der Konsument in Zukunft weniger besitzen wird und dies nicht als Verzicht empfinden.

Ihr verbindet die Themen Entschleunigung, Einfachheit und Nachhaltigkeit. Wie siehst Du heute Nachhaltigkeit ganz persönlich?

KD: Mir persönlich geht es um eine tiefgehende Nachhaltigkeit, die tatsächlich fragt, was sinnvoll und notwendig ist, was wir wirklich brauchen. Mir geht es wie Ragnar nicht um Befriedigung, sondern um Bereicherung und Befreiung. Slow Living in meinem Sinne ist immer nachhaltig und zugleich befreiend.

Was glaubst Du, müssen Unternehmen wieder verstehen, um nachhaltig erfolgreich zu sein?

RKW: Unternehmen müssen sich einfach wieder intensiver mit dem Traum beschäftigen, den alle Menschen über Kulturen und Kontinente hinweg teilen: Den Traum nach einem besseren Leben. Zwar interpretieren Konsumenten diesen Traum jeweils lokal, doch lauten die Defizite von morgen Zeit, Ruhe und Erholung. Wir leben in extremen Zeiten und Unternehmen müssen Konsumenten wieder das Elementare bieten. Dies werden einige der Protagonisten auf unserer Konferenz sehr eindrucksvoll demonstrieren.

 

Glaubt Ihr, dass der Konsum der Zukunft wirklich etwas mit Verzicht zu tun haben wird?

KD: Bei allem Negativen, das uns heute umgibt, sind immer mehr Menschen bereit, zu verzichten. Slow Living ist derzeit auch Sehnsuchtsmoment einer ganzen Generation und wird zum Gegengewicht zur vorwiegend digitalisierten Arbeitszeit und dem Leben in der Stadt. Slow Living interpretiert auch unsere Kultur, die Erfolg sehr stark materiell und machtfixiert wahrnimmt, neu. Es geht Konsumenten zunehmend um die Transformation, die Veränderung.

Slow Living und Branding. Wie passt dies für Dich zusammen?

RKW: Ziel der Konferenz ist es auch, Unternehmen zu zeigen, wie sie Slow Living in die Entwicklung positiver Markenbilder einarbeiten können. Für Unternehmen wird es essentiell sein zu überlegen, wie sie Verzicht und Sparsamkeit aufrichtig in ihre Kommunikation integrieren können.

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